Hafenpost

Ein Herz und eine Seele
#Jobs im Hafen|  5 Min.

Ein Herz und eine Seele

Klaus und Johann verbringen viel Zeit zusammen, arbeiten Hand in Hand, verstehen sich ohne viele Worte und machen Späße miteinander.

Die beiden Männer sind täglich zusammen auf einem unserer Arbeitsschiffe unterwegs, der MS Delphin. Meist schippern sie durch den Emder Hafen und Außenhafen doch manchmal auch weitere Strecken nach Papenburg, Norden oder zu den Ostfriesischen Inseln. 2023 waren sie beispielsweise in den Häfen Spiekeroog und Baltrum unterwegs.

Ihre Aufgabe? Sie peilen (messen) die Wassertiefen und nehmen Wasser- und Schlickproben. Klingt eintönig? Das finden die beiden keineswegs. Sie kommen gerne zur Arbeit.

Ihre Arbeitswoche ist zu 95 Prozent mit festen Arbeitszeiten: Montag bis Donnerstag 7 bis 15.45 Uhr, freitags 7 bis 12.30 Uhr.

An einem recht kühlen, windigen und wechselhaften Dienstag im Juni nehmen uns die beiden mit auf ihr Schiff und zeigen uns, was ihr Job ist.

Die MS Delphin ist quasi ihr „Baby“. Johann hat 1992 schon Aufsicht geführt als das Schiff gebaut wurde und auch Klaus ist bereits seit 2015 mit an Bord. Die Aufgabenteilung der beiden ist ganz klar: Klaus fährt, Johann peilt. Sie sind ein eingespieltes Team.

Doch wie genau funktioniert das Peilen? „Das Hafengebiet ist in sogenannte Projekte eingeteilt. Wir fahren bestimmte Linien im Abstand von etwa fünf bis zehn Metern ab.

Auf dem Schiff ist eine Antenne. Über Satelliten wird die Tiefe bis zum Meeresboden automatisch gemessen. Ich sehe das dann alles in meinen Programmen auf den Computerbildschirmen“, erklärt Johann.

Die gesammelten Daten werden digital an Kolleg*innen an Land übermittelt. Sie werten die Daten aus und gleichen sie mit den Soll-Tiefen im jeweiligen Hafenbereich ab. Diese sind ganz unterschiedlich: 7 Meter, 9 Meter, 12 Meter, je nachdem wo man sich im Hafen befindet. Wenn die geforderte Tiefe, beispielsweise in einer Fahrrinne, nicht vorliegt, muss gebaggert werden. Das machen jedoch nicht Johann und Klaus oder andere NPorts-Kolleg*innen, dafür ist ein anderes Unternehmen mit einem speziellen Schiff beauftragt.

Besonders im Emder Hafen ist, dass der Schlick nicht klassisch ausgebaggert und woanders wieder verklappt wird, sondern im Hafen bleibt und in Bewegung gehalten wird (mehr Informationen zum Rezirkulationsverfahren gibt es hier).

Um die Qualität des Schlicks zu prüfen, wird dieser im Labor getestet. Und dazu nehmen die beiden Proben aus dem Wasser. Aber wie? „Wir haben einen Kran an Bord, mit dem wir eine Sonde und einen Greifer ins Wasser lassen können. Den Kran steuern wir mit einer Fernbedienung. Das ist richtiger Luxus, denn früher mussten wir viel mehr per Hand machen. Die Sonde kann zum Beispiel die Wassertemperatur, den Salzgehalt, die Trübung und die Schlickdichte messen. Mit dem Greifer entnehmen wir Schlickproben“, erläutert uns Johann. Insgesamt machen sie das an 28 Stellen im Monat sowie bei speziellen Projekten. Den Greifer hat Johann übrigens nach seinen eigenen Vorstellungen zusammen mit Kolleg*innen in unseren Werkstätten optimiert.

Gelernt hat Johann Schweißer und Schiffsbauer und ist handwerklich-technisch begabt. Wir wollten noch mehr über ihn erfahren. „Ich bin seit 1998 bei NPorts. Zuerst war ich als Schlosser beschäftigt, dann war ich auf unserem alten Baggerschiff Granat eingesetzt und nun seit vielen Jahren auf der Delphin. Ich wohne in Riepe, habe einen Sohn und fahre gerne Fahrrad – auch zur Arbeit“, verrät uns Johann.

Auch Klaus mag uns etwas Persönliches erzählen: „Ich bin seit 42 Jahren bei NPorts: Wasserbauwerker gelernt, Lkw-Führerschein gemacht, um beim Winterdienst zu helfen, bei den Tauchern als Signalmann gearbeitet, zunächst mit dem Hafenpatent das Schiff Stöhr gefahren und mit dem Seepatent dann die Delphin. Ich komme aus Moormerland, habe zwei Töchter und angele in meiner Freizeit gerne. Ich bin übrigens kürzlich 60 geworden und dafür hatten meine Kolleg*innen, vor allem Johann, das Schiff und den Anleger reichlich geschmückt. Danke dafür nochmal!“

Auch wenn das Herz der beiden sehr an der Delphin hängt, müssen sie manchmal ein kleineres Schiff nehmen, um an speziellen Stellen am Hafen händisch Proben zu entnehmen und Messungen durchzuführen. Manchmal transportieren sie zudem Materialen von A nach B. Zeitweise helfen sie auch dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) aus.

„Man könnte glauben, dass wir immer nur zu zweit unterwegs sind. Das ist zwar oft so, aber nicht immer. Wir haben regelmäßig Besuch: Nicht für ein Interview, so wie dieses Mal, sondern wir unterstützen auch (Forschungs-) Projekte und dann fahren Externe mal mit uns“, berichtet Klaus. Wenn andere Personen dabei sind, sprechen die beiden Hochdeutsch, untereinander jedoch lieber Plattdeutsch.

Wir haben schnell gemerkt, dass die beiden Männer eine Einheit sind. Das ist auf dem engen Raum und mit der intensiven Zusammenarbeit auch gut so. Doch auch privat verbindet sie etwas: Ihre Leidenschaft für Hühner.

Lieber Klaus, lieber Johann, vielen Dank, dass ihr uns euren Arbeitsalltag vorgestellt habt. Wir hatten eine interessante und lustige Zeit bei euch an Bord.

Hoffentlich bleibt ihr noch so lange ein tolles Team bis euch der Renteneintritt scheidet.

 318         von: Hellen Siems

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