Kleiner Eimer, große Wirkung

Hafenpost

#Nachhaltigkeit hafen+|  5 Min.

Kleiner Eimer, große Wirkung

Wie wir mit dem Seabin und seiner genial einfachen Technik Müll aus unseren Häfen fischen

Das Wilhelmshavener Hafenareal beeindruckt durch seine Größe. Als Tiefseewasserhafen ist der Standort an der Jade selbst für die größten Schiffe mit bis zu 20 m Tiefgang erreichbar. Diese Dimensionen stehen im markanten Gegensatz zum Format des kleinen Helfers, den Romina Hanisch und Björn Fuhlendorf hier stationiert haben: der Seabin, ein kleiner Mülleimer fürs Meer. Mit seiner einfachen und genialen Technik sammelt er unermüdlich Müll aus dem Wasser.

 

 

Hier in Wilhelmshaven arbeitet die ehemalige Werkstudentin Romina Hanisch, die sich wissenschaftlich mit der Aufgabe beschäftigt hat. Der Schleusenbootsmann Björn Fuhlendorf ist in Emden ganz praktisch auf der Suche nach Lösungen. Die gemeinsame Frage: Wie begegnen wir dem wachsenden Müllproblem im Hafenwasser?

 

Wie kamen Sie jeweils auf das Thema Seabin?

Fuhlendorf Ich interessiere mich schon lange dafür, was man gegen die Umweltverschmutzung tun kann. Beim Surfen im Netz fand ich Informationen zum Seabin. Das war damals noch ein Crowdfunding-Projekt, heute ist es eine weltweite Initiative. Ich war so begeistert, dass ich im Intranet einen Hinweis gepostet habe. Christian Helten, der Abteilungsleiter vom Port Office, hat das gelesen und mir signalisiert, dass er sich drum kümmern wird.

Hanisch Und ich war auf der Suche nach einem spannenden Bachelorthema im Praktikum bei NPorts. Da kam Herr Helten auf mich zu und machte mir den Vorschlag, anhand des Seabins zu überprüfen, welche Systeme und Konzepte im Hafen Sinn ergeben. 

 

Was haben Sie im Rahmen Ihrer Bachelorarbeit herausgefunden?

Hanisch Die Meeresmüllproblematik, die vielen so weit weg erscheint, liegt direkt vor unserer Haustür. Wir haben das Problem auch in der Nordsee. Ich habe alle Standorte von NPorts besucht, angeschwemmten Müll gesammelt und kategorisiert. Das Problem besteht eigentlich in allen Häfen. Es gibt immer neuralgische Punkte, an denen sich permanent Müll sammelt: Mikroplastik, Makroplastik, aber auch alle möglichen anderen Dinge.

Fuhlendorf Die Müllmengen im Hafen nehmen beständig zu. Ich bin seit 1995 bei NPorts in Emden, doch diese Mengen sind neu. Vor allem Verpackungsmüll und Plastik landen im Wasser. Man sieht oft Dinge wie Schutzfolien, Umverpackungen, Transportsicherungen, Netze. 

 

Was ist das Besondere am Seabin?

Hanisch Der Seabin ist im Grunde ein Mülleimer, der mit einer Tauchpumpe ausgestattet ist, welche beständig Wasser ansaugt und durch ein Auffangnetz leitet. Dabei fängt er den Müll, der im Wasser schwimmt, ein. Aufgrund des feinmaschigen Netzes ist nur der Seabin in der Lage, Mikroplastik mit einem Durchmesser von mindestens 2 mm abzuscheiden. Gerade diese Mikrokunststoffe sind ja das große Problem für uns Menschen, weil sie in unsere Nahrungskette gelangen. 

 

Die Leistung eines Seabins mit 20 l Fassungsvermögen klingt nicht besonders viel bezogen auf die Wasserfläche im Hafen. Wie passt das zusammen?

Hanisch Die Größe des Seabins ist auch ein Vorteil, weil er den Hafenbetrieb nicht beeinträchtigt. Und da er regelmäßig entleert wird, kann er schon ordentlich was wuppen.

Fuhlendorf Man erwartet immer viel, aber ich muss sagen, der Seabin ist wirklich eine gute Unterstützung. Trotz seines kleinen Umfangs fische ich bei regelmäßiger Leerung eine Menge Müll damit ab. Es kommt vor allem darauf an, dass der Seabin an den richtigen Stellen im Hafen positioniert wird, dort, wo Wind oder Strömung den Müll hineindrücken und zusammentreiben.

 

 

Hanisch Ich freue mich über jede Ecke, die müllfrei ist. Innerhalb der nächsten fünf Jahre plant NPorts, weitere Seabins einzusetzen. Das Ziel sind 25 Seabins bis 2025. Der kleine Seabin schafft aber auch noch etwas anderes: Wir reden drüber. Er bringt die Leute zum Umdenken. Das ist doch auch schon eine ganze Menge!

 

Der Seabin ist also Werkzeug und Kommunikation in einem?

Fuhlendorf Der Seabin trägt definitiv dazu bei, dass wir die Leute wachrütteln. Es gab sogar einige Medienberichte über den Seabin. Ich wohne hier am Wasser, gehe gern spazieren, und was ich da an Plastikmüll sehe, davor kann man seine Augen nicht verschließen. 

 

Haben Sie auch Ihr Alltagsverhalten geändert, seitdem Sie sich mit dem Seabin beschäftigen?

Hanisch Definitiv. Seitdem ich gesehen habe, wie viel Plastikmüll rumfliegt, versuche ich bewusst, Müll zu vermeiden. 

Fuhlendorf Müllvermeidung ist für mich seit Langem eine Herzensangelegenheit, ich vermeide Plastik, so gut es geht, in allen Produkten. Wir müssen anders einkaufen und konsumieren, wir wissen doch längst, dass wir Mikroplastik durch die Nahrungskette auch in uns aufnehmen. Da gilt es jetzt für alle, endlich den Kurs zu ändern. Der Seabin ist vielleicht nur ein kleiner Beitrag, aber ein sehr wirkungsvoller.

 

 

 

 

 473         von: Gastbeitrag

Kommentare

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"Guter Ansatz, leider sind wir nicht der richtige Ansprechpartner. Für die Umsetzung eines solchen Ansatzes müsste der Gesetzgeber die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen und neben dem Grünen Punkt eine weitere verpflichtende Abgabe schaffen."