Gleich gestellt.

Hafenpost

#Benefits & Kultur|  6 Min.

Gleich gestellt.

Unsere Gleichstellungsbeauftragte Marion Klinger im Interview.

Gleichstellung und Gleichbehandlung sind erklärte Ziele von NPorts. Nach unserem Selbstverständnis sollen die Arbeitsbedingungen von Frauen und Männern die Vereinbarung von Beruf und Familie ermöglichen und die berufliche Gleichberechtigung verwirklichen. Die Förderung und Einhaltung dieser Ziele werden bei uns von der Gleichstellungsbeauftragten begleitet. Grund genug, die Aufgaben unserer Kollegin Marion Klinger, die in diesem Jahr übrigens ihr 25-jähriges NPorts-Jubiläum feiert, mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie hat ihr Büro in unserer Niederlassung Cuxhaven, ist aber für alle NPortler*innen gleichermaßen zuständig.  

Seit wann gibt es eigentlich eine Gleichstellungsbeauftragte bei NPorts? 
Seit Dezember 2017. Das Thema Gleichstellung ist für NPorts aber nicht neu. Kolleg*innen die schon sehr lange bei uns sind, kennen aus unseren Zeiten als Hafenamt auch noch die Frauenbeauftragten. Das waren quasi die Vorgängerinnen der Gleichstellungsbeauftragten. 
 
Warum ist diese Stelle geschaffen worden? 
Wir sind ein Unternehmen, das aufgrund des Aufgabenspektrums immer einen geringen Frauenanteil hatte. Etwa 25% unserer Tätigkeiten sind dem kaufmännisch-administrativen Bereich zuzurechnen. Alle anderen Tätigkeiten sind technisch geprägt. Wir haben es also mit Berufen zu tun, in denen es traditionell nicht so viele oder fast gar keine Frauen gab. Als ich im Jahr 1996 in Cuxhaven angefangen habe, waren wir 12 Frauen von insgesamt 157 Beschäftigten. Jetzt sind in Cuxhaven von 110 Beschäftigten immerhin 22 Frauen. Frauen in Führungspositionen gab es gar nicht - heute schon. In unseren anderen Niederlassungen hat es eine ähnliche Entwicklung gegeben. Es tut sich also schon etwas, aber es geht bekanntlich immer mehr. 2017 haben sich unsere Geschäftsführung und der Betriebsrat darauf verständigt, die Ziele der Gleichstellung stärker ins Blickfeld zu nehmen. In unserer Betriebsvereinbarung finden sich die niedersächsischen Bestimmungen wieder und auch die Funktion der Gleichstellungsbeauftragten wurde etabliert.
 
Gibt es auch einen männlichen Gleichstellungsbeauftragten?  
Aktuell nicht. Trotzdem ist Gleichstellung kein reines Frauenthema. Ich fühle mich als Ansprechperson für all‘ unsere Kolleg*innen. Derzeit habe ich eine männliche Vertretung. Das finde ich gut, insbesondere da es bei unseren zahlreichen männlichen Kollegen ja auch mal etwas geben mag, was sie nur mit einem Mann besprechen wollen. 
 
Hand aufs Herz: Was bedeutet Gleichstellung für Dich?
Gleichstellung bedeutet für mich, dass Interessen und Neigungen das Leben bestimmen, nicht das Geschlecht. Menschen aller Geschlechter sollten jederzeit in der Lage sein, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, auch im Alter.
Die Bedingungen hierfür setzt natürlich nicht nur die Arbeitswelt. Die traditionellen Geschlechterrollen sind in unserem gesamten Denken immer noch stark verwurzelt und beeinflussen oft unbewusst unser Denken und Handeln, sowie auch das, was wir an die nächste Generation weiter geben. Die rechtzeitige Aufklärung junger Menschen darüber, dass Bildung und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit einem Anspruch auf Altersversorgung Grundvoraussetzungen dafür sind, nicht in Abhängigkeit zu geraten, halte ich für sehr wichtig. Und hier wiederum kommt die Arbeitswelt ins Spiel.Unternehmen müssen die Grundlagen dafür schaffen, dass sich berufliche Entwicklung sowie Familienaufgaben vereinbaren lassen. Niemand sollte sich zwischen „entweder oder“ entscheiden müssen, sondern beides muss parallel selbstverständlich sein - und zwar für alle Geschlechter.
 
Was ist dir besonders wichtig als Gleichstellungsbeauftragte? 
Natürlich wäre es sehr schön, wenn wir unseren Frauenanteil noch deutlich steigern: insbesondere in den technischen Bereichen und insgesamt natürlich auch bei den Führungskräften. Aber besonders wichtig ist mir, dass die Arbeitsbedingungen auch für Frauen passen. Sie sollen sich dort, wo die männlichen Kollegen in der Überzahl sind, als gleichwertig wahrgenommen fühlen und die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben. Ich bin froh, dass mir das auf unseren Frauenversammlungen bestätigt wird. Auch die Möglichkeit die Arbeitszeit gestalten zu können, wird von Kolleginnen immer wieder positiv hervorgehoben. Das ist besonders wichtig in den jetzigen Zeiten der Pandemie. Außerdem ist es mir sehr wichtig, dass auch unsere männlichen Kollegen Gestaltungsmöglichkeiten wie Teilzeitbeschäftigung, Arbeitszeitgestaltung oder Home Office in Anspruch nehmen. Auch das ist Gleichstellung. 
 
Was sind deine favorisierten Themen, hast Du ein Herzensthema?
Ja, das habe ich. Wir wünschen uns viel mehr Mädchen und junge Frauen, die bei uns im gewerblichen Bereich Praktika machen. Dadurch könnten sie herausfinden, ob ein handwerklicher Beruf für sie in Frage kommt. Im besten Fall machen sie nach dem Praktikum bei uns eine Ausbildung und füllen in der Zukunft einen Arbeitsplatz bei uns aus. Wir überlegen aktuell, wie wir das am besten hinbekommen. Leider macht uns die Pandemie gerade einen Strich durch die Rechnung. So hat es im vergangenen Jahr kaum Praktika gegeben. Aber jetzt wollen wir mit einer kleinen Gruppe Ideen zusammentragen und ausarbeiten. Gerne können sich aber auch schon vorher Interessentinnen bei uns melden. Sobald die Pandemie es erlaubt, bieten wir gerne Einblicke, insbesondere in die jeweils in den Niederlassungen ausgebildeten Berufe. 
 
Bei welchen Themen wirst Du grundsätzlich mit einbezogen? 
Zu den alltäglichen Dingen gehören Auswahlverfahren und sämtliche Dinge, die die persönliche Arbeitsgestaltung betreffen. Dazu zählen zum Beispiel Teilzeit, Arbeitszeit, flexible Arbeitsorte, Höhergruppierungen - quasi fast die ganze Bandbreite an Personalangelegenheiten. Außerdem werde ich bei organisatorischen Dingen beteiligt, bei denen  Gleichstellungsfragen berührt sein können. Ganz wichtig dabei sind neue Regelungen, Betriebsvereinbarungen und Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Damit legen wir einen wichtigen Grundstein, um eine Gleichstellung  aller Geschlechter überhaupt möglich zu machen: Wir versetzen damit alle Beschäftigten in die Lage, sich um die eigene Familie (Care-Arbeit) zu kümmern und gleichzeitig beruflich weiter zu kommen - unabhängig vom Geschlecht. Da heutzutage doch oftmals noch die Frauen in den Familien einen Großteil dieser Sorgearbeit bewältigen müssen, trägt das zur Stärkung der Frauen in unserem Unternehmen bei. 

Macht die Arbeit an dem Thema Spaß? 
Ja. Besonders spannend ist es, dass ich mit allen Bereichen zu tun habe. Und ich lerne viele Menschen kennen - zum einen die Kolleg*innen in den Niederlassungen, zum anderen die Bewerber*innen bei Vorstellungsgesprächen. Aber es liegt mir auch, mich intensiv in ein Thema einzuarbeiten. Die Aufstellung eines Gleichstellungsplans beispielsweise ist mit viel Analyse, Festlegung von Zielen und neuen Maßnahmen verbunden. Das macht mir viel Spaß. 

Fühlst Du dich auch mal auf verlorenem Posten?
Na klar. Immer dann, wenn sich auf eine Stelle oder einen Ausbildungsplatz mal wieder keine Frauen beworben haben. Oder wenn ich kurz vor den Bewerbungsgesprächen einen Anruf bekomme, dass die einzige Bewerberin nun doch abgesagt hat.

Was wünscht Du dir für die Zukunft?
Dass Gleichstellung gesellschaftlich so selbstverständlich - so normal - wird, dass man sie nicht mehr thematisieren muss.

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