Port Security-Zaunanlage in Brake komplett

Hafenpost

#Bauingenieurwesen|  10 Min.

Port Security-Zaunanlage in Brake komplett

Kevin Klahr und Felix Bauer geben Einblicke in den Projektverlauf

Nun ist es offiziell: der neuentstandene Port Security-Zaun in Brake ist fertiggestellt und entspricht allen Anforderungen der Designated Authority (DA). Dass das Team um Kevin Klahr (siehe Bild oben rechts) und Felix Bauer (siehe Bild links) richtig gute Arbeit gemacht hat, ist damit auch bestätigt. Grund genug, die beiden zu dem 2,5-Millionen-Projekt und zu ihren Erfahrungen intensiver zu befragen und uns alle mit dem folgenden Interview an dem wichtigen Vorhaben teilhaben zu lassen.

Hallo, Ihr beiden. Ich freue mich über Eure Bereitschaft, dieses Interview mit mir zu führen. Ich sehe darin eine gute Möglichkeit, Euch und das Projekt vorzustellen. Kevin, bist noch keine drei Jahre in unserem NPorts-Team und Du, Felix, verstärkst seit dem Juni des vergangenen Jahres unsere Braker Mannschaft. Stellt Euch doch einmal kurz vor.
Felix Bauer (FB): Gern. Mein Name ist Felix Bauer. Ich bin 34 Jahre alt. Als staatlich geprüfter Bautechniker im Hochbau arbeite ich seit Juni letzten Jahres im Braker Fachteam Flächen und Anlagen. Aufgewachsen bin ich in Elsfleth und nach mehreren Berufsjahren, die ich in der schönen Stadt Leipzig verbracht habe, bin ich 2022 zurück in die Wesermarsch gezogen. Nun lebe ich in Brake und liebe es, mit dem Fahrrad zu meiner Arbeit fahren zu können. 
Kevin Klahr (KK): Felix und ich haben vieles gemeinsam. Wie er, bin ich 34 Jahre alt und bin ebenso in Elsfleth aufgewachsen. Als Felix bei uns anfing, erinnerte ich mich sofort, dass er damals Schüler meiner Parallelklasse gewesen war. Das war schon witzig und auch, dass wir beide denselben beruflichen Weg eingeschlagen haben. Ich bin auch Bautechniker für Hochbau und habe vor drei Jahren hier bei NPorts angefangen. Zuvor war ich einige Jahre in Bremen beruflich tätig und seit etwa zehn Jahren lebe und arbeite ich wieder in Brake, seit April 2020 ebenso im Braker NPorts-Fachteam Anlagen und Flächen.

Eure Parallelen haben bestimmt dazu beigetragen, dass Ihr als Team gut zusammenarbeiten konntet. Doch bevor wir uns diesem Blick auf das Projekt zuwenden, bitte ich Euch, das Projekt als Ganzes einmal vorzustellen.
KK: Wie alle wissen, unterliegt auch unser Seehafen dem in Folge der Terroranschläge am 11. September 2001 und seit dem 01.07.2004 geltenden ISPS-Code. Unter anderem erfordert dieser Code das Einzäunen der Hafenanlagen, um einen ausnahmslos kontrollierten Zugang zu diesen zu ermöglichen. In Brake richtet sich der Zaunverlauf seit seiner Inbetriebnahme analog der Hafenentwicklung aus. Das heißt: Die Zaunanlage umfasst seit ihrer Errichtung den gesamten Süden des Hafens. In nördlicher Ausrichtung wurde die Zaunanlage sukzessive und parallel zum Ausbau des Hafens erweitert. Sie endete bislang am nördlichen Eisenbahnschaart am Niedersachsenkai. Das Areal um den Niedersachsenkai, die sogenannte Norderweiterung, wurde bisher provisorisch mit einem Bauzaun gesichert, da die Erschließung der angrenzenden Erweiterungsflächen am Niedersachsenkai noch ausstand bzw. noch aussteht.


zu sehen: der zukünftige Zaunverlauf (dicker, blauer Strich)


FB: Im Mai 2019, ergab eine Überprüfung der DA, dass diese mobile Bauzaunlösung nicht ausreichend und eine feste Zaunanlage bis spätestens zum 31.12.22 zu errichten sei. NPorts hat sich dann entschieden, im Zuge dessen, gleich das gesamte Entwicklungsgebiet durch die neue Zaunanlage einzufassen, um später, also bei weiteren Entwicklungsschritten und Ansiedlungen, keine weiteren Anpassungen vornehmen zu müssen.


Insgesamt wurde dadurch ein weiterer Zaunabschnitt mit einer Länge von 1.400 m errichtet. Doch das Projekt beinhaltete wesentlich mehr.
FB: Ja, genau. Parallel zum Zaun wurde auch ein Sicherungsweg für Kontrollfahrten und Wartungsarbeiten errichtet. Dies führte wiederum dazu, dass auch Beleuchtungsmasten aufgestellt werden mussten. Außerdem war es erforderlich, im nördlichen Verlauf, also entlang der Raiffeisenstraße, einen Hochwasserschutzdamm herzustellen, auf welchem dann der ISPS-Zaun errichtet werden sollte.



KK: Der Bau des Dammes war dann auch der erste Schritt des Projektes. Im April 2021 ging es für mich als Bauleiter los. Unterstützt wurde ich von unserem damals neuen Kollegen Hakim Naddaf.  Um den Boden unter dem Damm vorab zu verdichten, wurde stufenweise eine Vorbelastung aus Sand auf ca. 10 m über Normalhöhennull aufgetragen. Nach etwa einem Jahr wurde im Bereich des Dammkörpers der Sand auf ca. 7 m wieder abgetragen und profiliert, im Bereich des Weges auf 6 m. Der abgetragene Sand dient nun als Vorbelastung für die Flächen der Hafenerweiterung. Den Großteil des Sandes hatten wir günstig der Straßenbauverwaltung abkaufen können, die diesen zuvor als Vorbelastung für den Neubau der Bundesstraße B 211 genutzt hatte.  Der 7 m hohe Sandkern wurde anschließend mit Kleiboden ummantelt, so dass hieraus der Hochwasserschutzdamm entstehen konnte. 

FB: Insgesamt ist der Zaunbau mithilfe von zwei Teilabschnitten realisiert worden: Der erste diente der Herstellung der 500 m langen und von Nord nach Süd laufenden Zaunanlage (vom Eisenbahnschaart bis hin zur Raiffeisenstraße) sowie des parallel verlaufenden Kontrollweges.  Im zweiten Teilabschnitt wurde die von West nach Ost (bis zur Anlage der Weserfähre) verlaufenden Zaunanlage (parallel zur Raiffeisenstraße) errichtet, welche rund 1.000 m umfasst und auf dem genannten und zu errichtenden Hochwasserschutzdamm verläuft. Auch hier galt es, daran anschließend den Sicherungsweg herzustellen.  


  
Der Name des Projektes „Komplettierung der Port Security-Anlage" lässt nicht unbedingt auf seine Größe und Vielseitigkeit schließen. Wie fühlte es sich an, die Verantwortung für dieses Vorhaben übertragen zu bekommen?
KK: Als ich die Aufgabe der Bauleitung für dieses Projekt übertragen bekommen hatte, war ich gerade mal ein halbes Jahr bei NPorts. Zwar hatte ich in meinen früheren beruflichen Jahren schon viele Projekte führend umsetzen müssen, aber noch nie in dieser Größenordnung. Insbesondere das hierfür vorgesehene Budget von rund 2,5 Mio. Euro hat mich beeindruckt und eine gewisse Aufregung in mir entstehen lassen. Aber ich habe es auch als große Wertschätzung erlebt, eine solch hohe Verantwortung übertragen zu bekommen.

FB: Ich hatte gar nicht viel Zeit, mir um die Verantwortung Gedanken zu machen. Ich bin ja quasi gleich an meinem ersten Arbeitstag bei NPorts für Hakim Naddaf eingesprungen. Ich übernahm also seinen Part: den Hochwasserschutzdamm.  Die Bauplanung und Ausschreibung meiner beiden Kollegen war zum Zeitpunkt meiner Einstellung bei NPorts bereits abgeschlossen. 

Das nenne ich mal eine Herausforderung. Wie wir sehen, habt Ihr sie aber sehr gut gemeistert. Hat das Projekt selbst Herausforderungen, knifflige Situationen und oder Highlights bereitgehalten?
KK: Ja, da gab es einige (lacht!). Neben einem Einsatz, bei dem Hakim und ich selbst den Spaten in die Hand genommen haben, waren es zum Beispiel die plötzlichen Herstellungsarbeiten an einer benachbarten Lagerfläche (die Rekordmenge an Holz im vergangenen Jahr erforderte eine schnelle Herrichtung der Lagerfläche D), die den Verlauf unseres Projektes veränderte. Auch ein Grundbruch, bei dem ca. 10.000 m³ des aufgeschütteten Sandes austrieben, stellte eine Herausforderung dar, für die wir aber eine schnelle Lösung fanden.


auf diesem Bild zu sehen: 1 Teilabschnitt des Zaunbaus (Nord-Süd-Verlauf) und Herstellung des ersten Abschnitts der Lagefläche D
 

FB: Ja und auch das Wetter hat uns das ein oder andere Mal Anpassungen vornehmen lassen müssen. Bei witterungsabhängigen Projekten rechnet man mit Einschränkungen wie beispielsweise Frost oder Dauerregen. Bei unserem Projekt waren es hingegen die Temperaturen weit über 30 Grad. Da hatten die Handwerker zu kämpfen. Als Lösung wurden die Arbeitszeiten weiter in den Morgen verschoben und an wenigen Tagen zur Mittagszeit Feierabend gemacht. Zur Projektendphase gab es eine frostige Zeit, in der gar nicht gearbeitet werden konnte. 

Gab es auch Unerwartetes, vielleicht sogar Kurioses während des Projektverlaufs?
FB: Oh ja! Als der Damm fertig mit Klei angedeckt und die Rasensaat ausgebracht war, hat sich auf Teilen des Dammes Salat breit gemacht. Die Keimlinge hatten vorab scheinbar im Kleiboden geschlummert. Er schien, zu schmecken, denn es wurden einige Personen gesichtet, die sich zur Ernte entlang unseres Dammes aufmachten. Nach der Woche mit Frost im Dezember ist jedoch alles kaputt gefroren. Nun konnte der Rasen vernünftig wachsen, sodass die Stabilität des Dammes bei Hochwasser gegeben ist. 

Das Projekt ist im Gegensatz zu vielen anderen Projekten ein sehr sichtbares Hafenbauprojekt. Gab es Reaktionen der Öffentlichkeit?
FB: Ja, die gab es. Bei den Baubesprechungen wurden wir gelegentlich angesprochen. Die Reaktionen waren ganz unterschiedlich. Viele Einheimische freuen sich, dass der Hafen Brake wächst. Gleichzeitig nehmen der Damm und der Sicherheitszaun auch die Sicht auf den Hafen. Daher ist es wichtig, die Öffentlichkeit weiterhin mit ins Boot zu holen, damit die Bindung zwischen dem Hafen und den Anwohner:innen nicht verloren geht. 

KK: Das stimmt. Seit 2004 ist unser Hafen für die meisten der Bürger:innen nicht mehr erlebbar. Dieses Mal hingegen wurde sichtbar, ja fast spürbar, dass unser Hafen sich weiterentwickelt. Die 10m hohen Sandberge waren wirklich imposant, insbesondere in unserer flachen Wesermarsch. Durch sie wurde also eine große Neugierde auf die Hafenentwicklung geweckt.


  
Was habt ihr persönlich und als Team an diesem Projekt gelernt?
FB: Für mich war es das erste Projekt im Hafen Brake und bei Niedersachsen Ports. Kevin hat mich also eingearbeitet und er war die ganze Zeit mein sicheres Back-up. Das Projekt war perfekt, um das Unternehmen, den Hafen und den Bereich Tiefbau kennenzulernen. Ich bin im Team super angekommen und freue mich, für ein abwechslungsreiches und infrastrukturell sehr relevantes Unternehmen zu arbeiten. 

KK: Grundsätzlich habe ich mich früher oft als Einzelgänger bei der Arbeit gesehen. Ich konnte schlecht abgeben. Dieses Projekt hat mich die Bedeutung von Teamarbeit und der entsprechenden Kommunikation gelehrt, es war ein regelrechter Lernprozess. Zum einen liegt es daran, da ich in Teilzeit arbeite und Felix für mich an den Nachmittagen teilweise übernehmen musste. Zum anderen verstehen Felix und ich uns sehr gut, weshalb ich ihm stark vertraue. 

Welche Wirkung hat dieses Projekt als Bürger Brakes auf Euch?
KK: Die Silos als Wahrzeichen des Braker Hafens sind schon von weitem sichtbar. Sobald ich sie sehe, weiß ich, dass ich bald zuhause bin. Der Hafen gehört also zu meinem Zuhause. Für mich als Bürger ist es klar, dass er sich erweitern muss. Dass er dies wirklich tut, wird durch den neuen Verlauf des Zauns sichtbar.

FB: Bevor ich bei NPorts angefangen habe, war mir nicht bewusst, wie groß der Hafen in Brake ist und welche Bedeutung er für die Wirtschaft in der Region hat. Durch die Norderweiterung des Zauns wurde mir klar, dass der Hafen weiterhin wachsen muss, um der Nachfrage nach Flächen für hafenaffine Unternehmen nachzukommen. 

Was steht in diesem Jahr auf Eurer Agenda? Was wünscht Ihr Euch auf der persönlichen Agenda?
FB: In diesem Jahr werden notwendige Gleissanierungen umgesetzt. Für zwei große Hafenbahnprojekte werde ich die Bauleitung übernehmen. Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung. Neben den größeren Projekten fallen die vielen alltäglichen Instandhaltungsmaßnahmen an. 

KK: Dieses Jahr stehen bei mir auch viele Kleinprojekte, genauer gesagt Instandhaltungsarbeiten, auf dem Programm - Pflasterungen in diversen Bereichen und auch Gleisbauarbeiten. Das erfordert einen hohen Grad an Konzentration und Koordination. In Summe wird das Jahr damit auch wieder sehr anspruchsvoll, wobei Neubauten die wahren Herausforderungen sind. Davon darf es also weiterhin viele in Brake geben!

Ihr zwei, herzlichen Dank für die intensiven Einblicke in Euer Projekt. Ich gratuliere Euch zu diesem erfolgreichen Verlauf. Danke!

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