Was für ein spektakulärer Anblick: Nahezu majestätisch schwebte am Mittwochmorgen der Portalbogen der Nassaubrücke über das Wasser des Flut- und Pontonhafens von Wilhelmshaven. Niedersachsen Ports (NPorts) hat die über 100 Jahre alte genietete Stahlkonstruktion damit offiziell auf ihre Reise in die Instandsetzung geschickt – ein Projekt mit großem Respekt vor der Geschichte und klarer Perspektive für die Zukunft.
Die denkmalgeschützte Brücke verbindet seit ihrer Errichtung zwischen 1908 und 1910 einen Schiffsanlegeponton mit dem festen Ufer und wird nun technisch wie optisch für die kommenden Jahrzehnte ertüchtigt.
Brückengeschichte trifft moderne Technik
Die 48 Meter lange und 4,50 Meter breite Nassaubrücke ist ein bedeutendes Zeugnis maritimer Ingenieurskunst, konstruiert aus genieteten Stahlprofilen. Seeseitig ist die Brücke auf einem Ponton gelagert, um den Gezeitenbewegungen zu folgen. Die etwa 90 Tonnen schwere Brücke dient der Versorgung anlegender Schiffe und verbindet zudem die Marina eines Wassersportclubs mit dem Ufer.
Durch alters- und witterungsbedingte Schäden an Stahlbauteilen, Holzbelägen und Korrosionsschutz musste die Brücke in den vergangenen Jahren auf eine zulässige Verkehrslast von 6 Tonnen herabgestuft werden. Ziel der nun beginnenden Instandsetzung ist die Wiederherstellung der Brückenklasse 12/12 – also die volle Tragfähigkeit für Fahrzeuge bis zu einem Achsgewicht von 12 Tonnen.
Umfangreiche Maßnahmen im Detail
Die Grundinstandsetzung umfasst ein komplexes Zusammenspiel aus Rückbau, Transport, Reparatur und Wiederaufbau. Die Brücke sowie der charakteristische Portalbogen werden mit einem Schwimmkran ausgehoben und zum Instandsetzungsplatz am Hannoverkai transportiert. Dort erfolgen umfangreiche Arbeiten: vom Abtragen des alten Korrosionsschutzes über partielle Verstärkungen der genieteten Fachwerkstruktur bis hin zur Erneuerung von Geländern, Lagerrollen und Knotenblechen. Auch der Eichenholzbelag der Fahrbahn und Gehwege wird komplett ausgetauscht. Parallel werden das Widerlager am Ufer sowie die auf Stahlpfählen gegründeten Portalpfeiler saniert. Versorgungsleitungen und Beleuchtungseinrichtungen unterhalb der Brücke werden modernisiert.
Während der Instandsetzung wird eine temporäre Gangway eingerichtet, um den Zugang zum Ponton sowie der Marina eines Wassersportclubs weiterhin zu gewährleisten.
Nach dem Ausschwimmen des Portalbogens am Mittwoch folgten an diesem Freitag das Ausschwimmen und der Transport der Brücke zum Hannoverkai. Die Rückführung der instandgesetzten Brücke ist für Winter 2025 geplant.
Erhalt mit Verantwortung
„Die Nassaubrücke ist nicht nur ein funktionaler Bestandteil des Hafenbetriebs, sondern auch ein bedeutendes Baudenkmal“, erklärt Holger Banik, Geschäftsführer der Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG sowie der JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG. „Unser Anspruch ist es, das historische Erscheinungsbild zu wahren und gleichzeitig die technischen Anforderungen des modernen Hafenbetriebs zu erfüllen.“
Die Arbeiten erfolgen in Abstimmung mit dem Denkmalschutz und unter Einhaltung aller relevanten technischen Richtlinien. Nach Abschluss der Maßnahme wird die Brücke nicht nur wieder ihre volle Tragfähigkeit besitzen, sie wird auch langfristig gegen die Beanspruchungen durch Wind, Wasser und Zeit gewappnet sein.
Bildtexte:
Am Mittwochmorgen (23. April 2025) hat Niedersachsen Ports den Portalbogen der über 100 Jahre alte Nassaubrücke mit einem Schwimmkran auf die Reise in die Instandsetzung geschickt. (Bilder: Andreas Burmann/NPorts)
Weitere Fotos finden Sie in der Cloud: https://cloud.nports.org/index.php/s/rsCqiLYce2fttZM