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Ausbildung an Bord
#Ausbildung|  6 Min.

Ausbildung an Bord

Till berichtet von seinem besonderen Arbeitsalltag

An einem sonnigen, windstillen Tag haben wir Till an seinem Arbeitsort – dem Arbeitsschiff „Seekrabbe“ – besucht. Hier lernt der 17jährige Ostfriese den Beruf des Schiffsmechanikers. 

Was hat dich dazu motiviert diese Ausbildung anzutreten?
„Ich komme aus einer Seefahrerfamilie und besitze gemeinsam mit meinem Opa auch ein eigenes Boot. Mein Onkel ist Fischer. Mein Vater hat früher Fahrgastschiffe gefahren. Seit einigen Jahren arbeitet er bei NPorts, zunächst als Kapitän auf einem Arbeitsschiff und aktuell in der Schiffsmeldestelle im Hafen Bensersiel. Während meiner Schulzeit hatte ich schon ein Praktikum bei meinem Onkel in der Fischerei gemacht. Nach meinem Realschulabschluss hatte ich mich dann ausschließlich bei NPorts beworben – und es hat geklappt“, erzählt Till.

Schiff Seekrabbe im Hafen


Wie sieht Tills Ausbildungsalltag aus?
Seit August 2024 gehört Till nun zur Crew auf dem Arbeitsschiff „Seekrabbe“*, die immer aus einem Kapitän, einem Offizier, einem Maschinisten und einem Decksmann (jeweils w/m/d) besteht. Sie sind also zu fünft an Bord und das immer für sieben Tage, danach haben sie sieben Tage frei. Sowohl der schwimmende Arbeitsort als auch der Arbeitsrhythmus heben Tills Ausbildungsalltag von anderen Ausbildungen deutlich ab.
Seine Aufgaben sind eine Mischung aus Technik und Handwerk. Er lernt, wie Maschinen gewartet und repariert werden, wie Motoren, Generatoren und andere Antriebssysteme kontrolliert werden müssen und die Instandhaltung von Pumpen, Kompressoren, Hydrauliksystemen und anderen technischen Geräten funktioniert. Bei technischen Problemen hilft er, die Ursache zu suchen und zu beheben. Zudem müssen alle Wartungs- und Reparaturarbeiten sorgfältig dokumentiert werden. Ein vielseitiges Aufgabenpaket an Bord.

Till im Maschinenraum der Seekrabbe mit einem Checkboard in der HandSchleifarbeiten an Deck der Seekrabbe

Die Umsetzung erfordert sicherlich auch viel theoretisches Wissen?
„Ja, das ist richtig und wichtig. Ich muss natürlich auch zur Berufsschule. Es gibt in jedem der drei Ausbildungsjahre einen Schulblock von jeweils 10 Wochen, in dem ich dann nicht an Bord, sondern im Maritimen Kompetenzzentrum in Elsfleth bin“, berichtet Till. 
Anders als in anderen Ausbildungsberufen geht er also nicht jede Woche ein bis zwei Tage zur Berufsschule. Stattdessen ist Till in seiner Ausbildungszeit dreimal im Internat für den Blockunterricht.
Till fährt fort: „Neben der Theorie wie Mathe, astronomische Navigation und technische Grundlagen, lernen wir in der Schule viel durch praktische Übungen zum Beispiel zu den Themen Sicherheit, Gefahrenabwehr, Brandbekämpfung und Erste Hilfe.“

Aussenansicht Maritimes Kompetenzzentrum ElsflethKantine des Maritimen Kompetenzzentrums Elsfleth  
Klassenzimmer des Maritimen Kompetenzzentrums ElsflethZimmer des Maritimen Kompetenzzentrums Elsfleth  
Steganlage des Maritimen Kompetenzzentrums Elsfleth mit diversen Trainingsgeräten  

Till, du scheinst viel unterwegs zu sein – an Bord, im Internat. Wie ist das für dich?
„Am Anfang war das schon eine Umstellung, aber die Crewmitglieder haben mich direkt aufgenommen und wir sind ganz schnell zu einer Art Familie geworden. Wir sind ein Team hier an Bord – arbeiten Hand in Hand, essen zusammen, verbringen den Feierabend gemeinsam. Das ist schön. Außerdem bin ich ja nicht so weit weg von meinem Wohnort Dornum, da wir mit der „Seekrabbe“ auf küstennaher Fahrt sind“, sagt Till zufrieden.
 

Was gefällt dir an deiner Ausbildung besonders gut und wem würdest du empfehlen Schiffsmechaniker/in zu werden?
„Nicht jeder Tag ist gleich. Ich habe Abwechslung – sowohl bei den Aufgaben als auch bei den Orten. Das finde ich super. Empfehlen kann ich die Ausbildung allen, die gerne auf dem Wasser sein mögen, teamfähig sowie flexibel sind und spontan reagieren können“, antwortet Till.
 

Hast du schon Pläne für die Zeit nach deinem erfolgreichem Ausbildungsabschluss?
Till sagt: „Ja, habe ich. Erstmal bin ich zwar noch zwei Jahre in der Ausbildung, aber danach möchte ich zur Seefahrtsschule gehen, um Kapitän zu werden. Auf große, weltweite Fahrt möchte ich aber nicht, mir gefällt es in den regionalen Gewässern ganz gut.“ 
 

Gab es während deines ersten Ausbildungsjahres ein Erlebnis, an das du dich besonders gut erinnern kannst?
Till überlegt kurz und schmunzelt dann: „Das gab es. Als wir in einem Hafen lagen, haben mich Touristen gefragt, ob wir ein Krabbenkutter seien und sie Krabben bei uns kaufen können. Das war schon lustig. Da merkt man, wie wenig andere Menschen mit der Seefahrt zu tun haben.“

Krabbe im Comic-Stil mit Untertitel Seekrabbe an einer Deckstür


Über dein Leben an Bord und in der Berufsschule wissen wir nun schon Einiges. Wie verbringst du deine Freizeit?
„Wenn ich Zuhause bin, dann gehe ich gerne Boßeln, helfe bei der Feuerwehr und fahre mit meinem Boot“, lacht Till.

Lieber Till, toll, dass du dich für diesen außergewöhnlichen Ausbildungsberuf entschieden hast und uns Eindrücke in deinen Ausbildungsalltag gegeben hast. Wir wünschen dir weiterhin eine tolle, lehrreiche Zeit und immer eine Hand breit Wasser unter dem Kiel! 

 

*Die „Seekrabbe“ ist das einzige Schiff bei NPorts, auf dem die Ausbildung zum/zur Schiffsmechaniker/in stattfinden kann. Das Schiff ist dafür zuständig, dass die vorgesehenen Wassertiefen in den (NPorts) Häfen, vor allem in Norddeich und auf den ostfriesischen Inseln, vorherrschen, damit der Schiffsverkehr reibungslos läuft. – Folglich eine wichtige Aufgabe! Mehr zum Aufgabengebiet des Schiffs und der Crew gibt es hier zu lesen.
 

 41         von: Hellen Siems

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