Hafenpost

Zurück an Bord
#Jobs im Hafen|  5 Min.

Zurück an Bord

Thorsten Caspers und die Schiffsmeldestelle Bensersiel

Wer den Namen Thorsten Caspers hört, der weiß: Hier steckt jede Menge Seeluft, Erfahrung und Küstenhumor drin. Der gebürtige Dornumersieler wohnt in Westeraccum, kommt aus einer eingefleischten Fischerfamilie und ist beruflich inzwischen schon zum dritten Mal bei NPorts gelandet. Heute ist er das Gesicht der Schiffsmeldestelle Bensersiel, wo er die Fäden im Hafenalltag zusammenhält.

Vom Kutterkind zum Hafenprofi

Schon als kleiner Junge fuhr Thorsten mit auf den Kuttern seiner Familie. Seit er etwa fünf Jahre alt war, war er auf See zu Hause. Taschengeld verdiente er sich mit Makrelenangeln. „Das musste ich allerdings gelegentlich gleich wieder in die Polizeikasse abgeben, wenn ich mit dem frisierten Mofa erwischt worden bin“, berichtet der 54-Jährige. Eigentlich wollte er Fischer werden wie alle in seiner Familie. „Aber mein Vater meinte: ‚Mach mal was Vernünftiges.‘“

Gesagt, getan: Von 1989 bis 1991 lernte Thorsten an der Technischen Marineschule in Kiel Maschinenbau und fuhr anschließend von 1991 bis 1995 im 6. Minensuchgeschwader der Marine in Wilhelmshaven auf dem Minensucher Schleswig. Seine Schiffsmechanikerprüfung schloss er 1995 in Rostock ab.

Am 1. Januar 1996 begann er schließlich als Schiffsmechaniker bei uns (d. h. beim damaligen Niedersächsischen Hafenamt) auf dem Hopperbagger Seekrabbe. Es folgten Stationen auf unserem Arbeits- und Untersuchungsschiff Seeigel, ein Kapitänspatent in Leer, der Maschinistenschein in Cuxhaven – und viele Jahre auf Fähren und Schiffen rund um die ostfriesische Küste. Mal bei der Baltrum-Linie, von 2008 bis Ende 2015 wieder bei NPorts auf dem Mehrzweckschiff Seelöwe, später bei Frisia oder auch bei einer Reederei in der Seebestattung. Thorstens Lebenslauf liest sich wie eine kleine Hafenchronik.

Zurück bei NPorts – zum dritten Mal

Warum er im Oktober 2023 wieder zu NPorts wechselte? Die Antwort ist simpel: Familie und Lebensqualität. „Früher habe ich im Sommer zehn Wochen am Stück ohne freien Tag gearbeitet. Da gab es keinen Familienurlaub.“ Auch im Freundeskreis hieß es damals beim Planen gemeinsamer Aktivitäten oft: „Thorsten brauchen wir nicht fragen, der muss sowieso immer arbeiten im Sommer.“ „Irgendwann merkst du, dass das nicht mehr geht, gerade mit Mitte 50“, sagt der Vater zweier Söhne.

Die Schiffsmeldestelle Bensersiel bietet Thorsten heute geregelte Arbeitszeiten, freie Wochenenden und das, was er am meisten schätzt: Zeit mit seiner Familie. Denn die spielt in seinem Leben immer eine Hauptrolle. Besonders stolz ist er darauf, dass auch sein Sohn Till inzwischen als Schiffsmechaniker bei NPorts eingestiegen ist: auf der Seekrabbe, genau wie er selbst damals.

Alltag in der Schiffsmeldestelle

Sein Arbeitstag beginnt früh: Um sechs Uhr morgens macht Thorsten die erste Runde durch den Hafen. Er checkt, ob alles in Ordnung ist, kümmert sich danach im Büro um E-Mails, rechnet für die Schiffe im Hafen beispielsweise Liegegebühren, Kajegeld und Strom ab, vergibt Parkscheine für Pendler*innen und beantwortet Anfragen von Bauprojekten wie der Offshore-Kabeltrasse.

Thorsten Caspers an seinem Schreibtisch in der MeldestelleThorsten Caspers blickt mit dem Fernglas aus der Meldestelle

Ob Muschelkutter, Fähre oder Offshore-Versorger: Thorsten kennt 99 Prozent der Schiffe, die den Hafen Bensersiel ansteuern. Mindestens 24 Stunden vorher sollten sich Schiffe vorm Anlegen übrigens ohnehin anmelden. 

Die Küste ist ein Dorf

Thorsten ist ein echtes Küstenoriginal – und bestens vernetzt. „Hier kennt man sich über alles: Reedereien, Feuerwehr, Boßeln. Und wenn man sich persönlich kennt, lassen sich auch mal außergewöhnliche Sachen möglich machen.“ Seit 47 Jahren ist er passionierter Boßler, außerdem bei der Feuerwehr aktiv. Und wenn Zeit bleibt, fährt er mit seiner Frau gern mit dem Sportboot seines Vaters raus zu den Inseln.

Ein Tipp an junge Leute

Thorsten weiß, wie wichtig Nachwuchs für die Branche ist. „Schiffsmechaniker und Nautiker werden ohne Ende gesucht. Wer Lust hat, sollte sich ruhig trauen.“ Sein Rat: Wer auf große Fahrt gehen will, sollte kein Heimweh haben. „Ich bin sehr heimatverbunden, daher hatte ich nicht das Bedürfnis nach großer Fahrt.“ Schließlich hat er sich an der Küste immer wohlgefühlt, zumal er hier seinen Hobbys nachgehen kann.
Ein bisschen technisches Verständnis ist in dem Job auch hilfreich – und natürlich sollte man nicht gleich seekrank werden.
 

Thorsten Caspers vor der Schiffsmeldestelle Bensersiel

Auch wenn man gebürtig von woanders herkommt, kann man hier in dem Job gut Fuß fassen, findet Thorsten. Man müsse bloß offen sein. „Das A und O ist, dass man mit den Leuten persönlich spricht. Nur übers Telefon mit jemandem sprechen, wenn man sich nicht kennt: Das funktioniert hier an der Küste nicht.“

„Wir arbeiten da, wo andere Urlaub machen“

Wenn Thorsten auf seinen Werdegang zurückschaut, ist er zufrieden. „Ich habe überall etwas dazugelernt. Und jetzt habe ich das Beste aus beiden Welten: einen Hafenjob mit Menschenkontakt und gleichzeitig Zeit für Familie und Hobbys.“

Bensersiel ohne Thorsten Caspers? Kaum vorstellbar. Denn eines ist klar: Dieser Mann ist nicht nur Hafenprofi, sondern auch ein echtes Stück Küste.

Hafenblicke von Thorsten Caspers